TONKANESEN
Alles über Tonkanesen, die vergessene Katzenrasse
Ein Rasseportrait von Eveline Nemec
In
thailändischen Manuskripten aus dem 13. und 14.Jahrhundert findet man
Bilder und Berichte über Tonkanesen, zusammen mit Abbildungen von
Siamesen, Burmesen und der Koratkatze.
Die bekanntgewordene
Zuchtgeschichte der Tonkanesen beginnt in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts als der amerikanische Schiffsarzt Dr. Joseph Thompson von
einer seiner Reisen eine kleine braune Katze mitbrachte. Diese wurde
später unter dem Namen WONG MAU als die Stammmutter aller Burmakatzen
berühmt. - Wong Mau aber war eine TONKANESE.
Leider beschäftigte
Dr. Thompson sich nur mit der Reinzucht des Burmaerbteiles von Wong Mau.
Wong Mau`s Tonkanesenkinder gerieten dadurch völlig außerhalb jeglicher
Beachtung der damaligen Züchterschaft. Später nahmen kanadische und
amerikanische Züchter sich ihrer an, der Name TONKANESE wurde geboren
und zur Erinnerung an die enge Verwandschaft mit Siam und Burma nach dem
Golf von TONKING benannt.
Die Anerkennung durch die
verschiedenen Zuchtverbände erfolgte zögernd: USA, Canada, später auch
GB. Hier in Kontinentaleuropa erkennen der WCF, die meisten freien
Verbände und die amerikanischen Verbände CFA TICA AFCA die Tonkanesen
an. Die FIFe, der in Europa bekannteste Dachverband versagt den
Tonkanesen leider bisher die Anerkennung. Grund hierfür ist, dass
Tonkanesen einem komplizierten Erbgang folgen, der verhindert, daß sie
selbst nach mehreren Generationen "rein" gezüchtet werden können. Es
fallen in Verpaarungen reiner Tonkanesen immer wieder Jungtiere, welche
in der Ausprägung ihrer Points und der Farbintensität des Felles, wie
Burma- bzw. Siamkatzen aussehen, was für große Dachverbände wie CFA,
TICA, GCCF usw. aber anscheinend kein Problem für die Anerkennung
darstellt.
Der amerikanische Typ der Tonkanese ist schwerer und
rundlicher, ausgehend vom US-Typ der Burmakatze. Der englische
Tonkanesentyp ist schlanker und mit stärkerer Anlehnung an den Siamtyp
erlaubt. Nicht alle Verbände erkennen alle Farben, bzw. Varietäten an.
Aussehen und Charakter
Der Tonkanese ist eine elegante, geschmeidige Katze mit
kurzem Seidenfell, die im Typ exakt zwischen Siam und Burma steht. Die
Gesamterscheinung ist die vollkommene Verkörperung von Harmonie und
Eleganz, ohne Extrem, ohne übertriebene Betonung bestimmter Merkmale.
Neben den so genannten Grundfarben natural, blue, chocolate und lilac
erlaubt der Standard mancher Dachverbände auch die Zucht von Tabbys,
Torties (Schildpatt), Rot und Creme.
Charakter
In der
Tonkanese vereinen sich die guten Eigenschaften der Ursprungsrassen, der
Siam und der Burmese: Sie ist verspielt, menschenbezogen,
unerschrocken, neugierig, aufgeschlossen gegenüber anderen Tieren,
freundlich zu Kindern und immer für einen Schabernack zu haben.
Obwohl
ihre Stimme meist leiser und feiner ist als die der Siamesen, weiß sie
sie gekonnt einzusetzen, um ihre Wünsche kundzutun. Sie genießt es, in
der Nähe ihres Menschen zu sein und das Geschehen im Haushalt von einem
erhöhten Beobachtungsposten aus zu beobachten, vorzugsweise der Schulter
des Menschen.
Wenn sie einen gelehrigen Menschen hat, bringt
sie ihm auch bei, ihr Lieblingsspielzeug zu werfen, so dass sie es immer
wieder zurückbringen kann. Tonkanesen sind sehr anhängliche, aber
gleichzeitig auch eigene Katzen, die es verstehen, ihren Menschen um die
Samtpfote zu wickeln. Tonkanesen sind sehr gesellige Katzen und sollten
daher möglichst nie alleine gehalten werden, sondern mindestens zu
zweit. Die andere Katze muss nicht zwingend eine Tonkanese sein, doch
sollte darauf geachtet werden, dass sie vom Charakter her ähnlich ist,
d.h. aktiv, verspielt und gesellig.
Der Standard
Körper: Mittellang bis lang gestreckt, gut
ausgewogen, kräftig und muskulös. Brust leicht gerundet, Flanken tief,
Hinterteil von den Schultern zum Rumpf leicht ansteigend. Kopf, Körper,
Beine, Pfoten und Schwanz sollten im Verhältnis zueinander passe, um
einen ausgewogenen Eindruck zu machen.
Beine: Schlank und muskulös, Hinterbeine etwas länger als Vorderbeine.
Schwanz: Sich verjüngend zum Ende, mittellang, weder dick noch peitschenförmig.
Kopf:
Oberseite sollte leicht gerundet sein, mit guter Breite zwischen den
Ohren, leicht keilförmig, mit einer Schnauze, die weder spitz noch lang
ist und deutlichen, aber nicht überbetonten Schnurrbartkissen. Im Profil
gesehen sollte ein leichter "Break" zu sehen sein, abwärts führend zum
mittelstarken Kinn.
Ohren: Mittelgroß, etwas höher als
breit, vorwärts geneigt, mit breitem Ansatz und abgerundeten Spitzen.
Gleichmäßig zwischen Seiten und Kopfoberteil platziert, die äußeren
Kanten verlängern die Keilform.
Augen: Groß und
eindrucksvoll, mehr mandelförmig als rund und gut auseinander gesetzt.
Die obere Augenlinie ist leicht nasenwärts geneigt, die untere
abgerundet. Jede Schattierung von grünlich-blau oder bläulich-grün ist
bei Minktieren erlaubt. Die Augenfarbe bei allen Tonkanesen kann in der
Intensität variieren, abhängig vom Lichteinfluss und der Stimmung der
Katze.
Fell: Dicht anliegend und kurz. Fein, weich, seidig und glänzend.
Färbung der Tonkanesen
Das Fellmuster ist einzigartig, weder pointfarben noch
einfarbig. Es unterscheidet sich von Non-agouti oder
Point-Farbvarianten.
Ohren, Maske, Beine, Pfoten und Schwanz
sollten dunkler getönt sein, in hellere Körperfarben übergehend. Es ist
wichtig, dass der Unterschied zwischen Points und Körperfarbe nicht
deutlich sichtbar ist. Beine und Pfoten dürfen blasser als die anderen
Points sein, müssen aber im Farbton dazu passen.
Die Körperfarbe
sollte zur unteren Körperhälfte hin stufenweise heller werden. Der
Körper sollte bei ausgewachsenen non-agouti Tieren ohne Tabby-Zeichnung
sein; die Farbe wird am Haaransatz heller. Bei Jungtieren kann sich die
Fellfarbe langsam entwickeln und leichte Geisterzeichnung zeigen, die
nicht als Fehler betrachtet werden sollten.
Der Körper sollte in
einem helleren Farbton als die Points und ohne Tabby-Zeichnung sein. Die
Pfotenballen können heller als der Nasenspiegel gefärbt sein und rosig
durchscheinen. Bei roten oder cremefarbenen Erwachsenen kann eine
leichte Geisterzeichnung vorhanden sein, sollte aber bei einer typvollen
Katze nicht in Betracht gezogen werden.
Alle Farben, wie sie
bei den Ursprungsrassen vorkommen, sind erlaubt. Die drei Farbvarianten
unterscheiden sich hauptsächlich durch den Kontrast zwischen Point- und
Körperfarbe sowie Augenfarbe und erhalten aufgrund dessen den
entsprechenden Zusatz zu der jeweiligen Farbe.
Mink: Leichter Kontrast, Körperfarbe etwas heller als die Farbe der Points Augenfarbe: blaugrün bis grünblau
Sepia: Kaum Kontrast zwischen Körper- und Pointfarbe. Augenfarbe: alle gelblichgrünen Töne
Point: Starker Kontrast zwischen Körper- und Pointfarbe. Augenfarbe: alle Blautöne
Das Zusammenleben mit Tonkanesen ist nur für Menschen zu
empfehlen, die gerne kuscheln, gerne mit Katzengesellschaft arbeiten,
baden, aufs Klo gehen evtl. auch im gleichen Bett schlafen möchten.
Tonkanesen wollen so gut wie alles gemeinsam mit ihren Menschen machen.
Man
könnte sie "das Hündchen unter den Rassekatzen" nennen. Leider lernen
sie nicht folgen, wie Hündchen das zu tun pflegen und bleiben, bei aller
Liebe zu ihren Menschen sehr selbständige ausgeprägte Persönlichkeiten
mit starkem Charisma.
Untereinander sind fast alle Tiere mit
wenigen Ausnahmen friedlich und sozial. Auch mit Hunden kommen sie gut
aus, weil sie wie der Hund gerne "viele" sind und lernen den Hund als
ihresgleichen anzusehen. Tonkanesen sollte man immer nur mindestens zu
zweit halten, es sei denn man ist rund um die Uhr daheim. Dann kann es
aber für den Menschen anstrengend werden, denn er wird dann zum Eigentum
seiner Tonkanesenkatze und zum Alleinunterhalter. ;)
© Eveline Nemec 2005
Tonkanesen © Eveline Nemec